Oldenburger Ruderverein e.V.
Kurzdarstellung:
Mitgliederzahl: 607
Gründungsjahr: 1909
Der Oldenburger Ruderverein ist ein Einspartenverein, gegründet 1909, dessen Mitgliederzahlen in den Jahren bis 2000 von 225 auf 290 leicht anstieg, aber eine Tendenz zur Stagnation hatte. Im Januar 2000 gab es einen Führungswechsel im Verein. Ein neuer Vorstand wurde gewählt, der sich gemeinsam mit dem Vereinsausschuss zusammensetzte und neue Ziele sowie ein Konzept der Zusammenarbeit im Verein entwickelte. In den einzelnen Ressorts gab es bis zu diesem Zeitpunkt das Problem der streitigen Investitionen in den Bereichen der Leistungssport- und die Breitensportabteilung, sodass sich zwei große Gruppen in dem Verein gebildet hatten. Auch ließ die Haushaltslage seinerzeit keine größeren Investitionen in den Bootspark und die Immobilie zu. Abhilfe schaffte die Umstellung zu einer Budgetverantwortlichkeit der jeweiligen Ressorts.
In den folgenden zwei Jahren erfolgten eine Konsolidierung des Haushaltes und die Gewöhnung aller in der Vereinsleitung handelnden Personen an die Budgetverantwortung in ihren eigenen Ressorts. Die Ausbildung der Neuanfänger wurde strukturiert, Verantwortlich-keiten wurden im Vereinsausschuss klar definiert, ein Geschäftsordnungsplan für alle Ressorts und Kompetenzen wurde geschrieben, sodass keine Überschneidungen der einzelnen Handlungsfelder mehr erfolgten.
Die Arbeit in den zurückliegenden 15 Jahren hat sich als fruchtbar erwiesen, denn der Mitgliederstand ist von seinerzeit knapp unter 300 Mitgliedern auf derzeit 607 Mitglieder (Stand: 01.09.2014) gestiegen. Damit ist der Oldenburger Ruderverein zum größten Ruderverein in Niedersachsen geworden. Die traditionellen Werte eines Rudervereins sind geprägt von Begriffen und Haltungen, die in der heutigen Zeit des gesellschaftlichen Wandels nicht mehr unbedingt umgangssprachlich genutzt werden. Worte, wie „Kameradschaft“, „Mannschaftsgeist“ und „Zusammenhalt“ werden nicht mehr im üblichen Sinne aufgefasst. Im Oldenburger Ruderverein werden diese Werte jedoch im Sinne des Sports vermittelt, denn in einem Ruderboot können nur vier Menschen zusammen den Sport ausüben und brauchen auch noch einen Steuermann.
Mit der Öffnung des Vereins zum Handicap-Rudern für blinde und schwerstsehbehinderte Jugendliche folgte eine weitere große Herausforderung, verbunden wiederum mit einer Anforderung an die Organisation des Vereins. Auch hier gelang es durch guten Zusammenhalt in der Vereinsführung, die wirtschaftlichen Ressourcen, die für den Umbau des Bootshauses erforderlich waren, bereitzustellen und so gliedert sich zum heutigen Zeitpunkt der Verein in einen geschäftsführenden Vorstand, in die Verwaltungsbereiche wie Haushalt und Mitgliederverwaltung, in den Bereich Leistungssport, den Bereich Haus und Geräte sowie in den Bereich Breitensport.
In den Jahren ist es jederzeit gelungen, Mitglieder zu werben, die für ausscheidende Mitglieder in die Verantwortlichkeiten eintreten wollten. Dies ist nur gelungen, weil den neuen Mitgliedern in den Führungsgremien bewusst war, dass sie einem traditionellen Verein angehören, dessen Werte gutheißen sowie auch vermitteln können und das trotz eines gesellschaftlichen Wandels a) zu einer größeren Beliebigkeit in den Zugehörigkeiten in einen
Verein und b) in das Übernahmeverhalten von Verantwortlichkeiten. Die Sportler, die diese Verantwortung übernehmen, wissen aber auch, dass sie jederzeit von ihrem Amt zurücktreten können und ihnen der Dank der Mitgliedschaft gewiss ist. Ein Lebensbund tritt mit einer Wahl nicht ein. Dadurch ist es nicht nur gelungen, in all den Jahren die Nachfolgeregelungen ohne Probleme durchzuführen, sondern es ist auch gelungen, jüngere Sportlerinnen und Sportler in die Verantwortlichkeiten zu führen, die diese wiederum an ihre Nachfolger übergeben haben.
Ein gemeinsames Erlebnis in jedem Jahr ist der Arbeitsdienst im Frühjahr und im Herbst, bei dem über alle Generationen und aus allen sportlichen Bereichen die Mitglieder in den Verein kommen, um zum Erhalt der Boote, des Grundstücks und der Immobilien beizutragen. Diese handwerklichen Arbeiten führen zu einem großen Zusammenhalt im Verein. Auch in Zeiten, in denen in gewerblichen Fitnessstudios perfekt gestylte Immobilien zur Verfügung gestellt werden, zeigt es sich, dass der Bedarf der Mitmenschen für ihre Gesellschaft / ihre Gemeinschaft einzustehen und zum Erhalt des Vereinseigentums beizutragen, ungebrochen vorhanden ist.
Neben den allgemeinen Aufgaben wird Wert auf Fortbildung und Herausstellung des Ehrenamtes gelegt, dabei weniger durch Auszeichnung wie Ehrennadeln und Urkunden, sondern durch persönliche Wertschätzung und Anerkennung vor größeren Gruppen. Sobald Bedarf an z. B. Fortbildungen besteht, übernimmt der Verein alle Kosten, damit die ehrenamtlich tätigen Mitglieder bestens ausgebildet den anderen Mitgliedern ihr Wissen weiter vermitteln können. Um all die Aufgaben erfüllen zu können, ist eine stringente Haushaltsführung entstanden, der sich alle Mitglieder in der Vereinsleitung unterwerfen. So werden z. B. bei Budgetüberschreitung untereinander Ausgleiche hergestellt, sodass am Jahresende keine Überschreitung des Gesamthaushaltes in Gefahr steht. Größere Investitionen in die Immobilie oder in Boote werden gemeinschaftlich besprochen und mit Rücksicht auf die jeweils anderen Interessierten zurückgestellt oder vorangeführt. So ist die Gemeinschaft in ihren traditionellen Werten erhaltbar.
Dem Oldenburger Ruderverein ist es in den vergangenen 15 Jahren gelungen, den Spagat zwischen der Vermittlung der traditionellen Werte eines Vereins mit Wurzeln aus dem Anfang des vergangenen Jahrhunderts und den heutigen modernen, schnelllebigen Zeiten zu schaffen. Die Medienkultur und die Kommunikation haben sich stark gewandelt. Die Internettechnik wird genutzt und gleichzeitig eine Vereinszeitung herausgebracht, die allen Mitgliedern zugänglich ist. So wird aber auch die Vereinszeitung vertont auf CD gebrannt und den blinden Mitgliedern zur Verfügung gestellt.
Somit kann als Erfolg der Umstellung der Führungsstrukturen im Oldenburger Ruderverein festgestellt werden, dass zum einen sich die Mitgliederzahl in den vergangenen 15 Jahren fast verdoppelt hat, zum anderen das Führungsgremium in Teilen in den vergangenen 15 Jahren unverändert ist und in anderen Bereichen wiederum stark verjüngt wurde.
Die natürliche Fluktuation in den Verantwortlichkeiten konnte jeweils unverzüglich bei den jährlichen Wahlen anläßlich der Jahreshauptversammlung aufgefangen werden. Die Vereinsleitung steht geschlossen zu ihren Beschlüssen, auch wenn es bei Abstimmungen manchmal zu Entscheidungen kommt, die nicht einstimmig sind. Die in der Abstimmung Unterlegenen wiederum wissen, dass sie bei der nächsten Abstimmung in jedem Falle zu
ihrem Recht kommen. So ist das Verhältnis zwischen Leistungssportlern und Breitensportlern eines von Geben und Nehmen im Sinne der traditionellen Werte des Sports geworden.
Der Oldenburger Ruderverein kann somit als vorbildlich im Sinne einer Vereinsführung in ehrenamtlichen Funktionen genannt werden.
Diese erfolgreiche Arbeit wiederum zeichnet sich durch die sportlichen Erfolge aus. Im Leistungssportbereich sind die Erfolge auf Welt- und Deutschen Meisterschaften zu vermelden, im Breitensportbereich sind Kilometerleistungen zu verzeichnen, die nur mit einer umschichtigen Nutzung der Boote erreicht werden. D.h. durch gute Organisation der Ressourcen werden die Boote teilweise dreimal an einem Tag genutzt. Im Kinder- und Jugendbereich sind die Erfolge an den Siegen auf Landes- und Bundeswettbewerben erkennbar und die Handicapgruppe hat sich als fester und integrierter Bestandteil des Vereins eingelebt.