Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung 30. März 2020, Autor Carsten Bergmann
Hannover. Ruhig ist es in der Geschäftsstelle vom Stadtsportbund. Die Corona-Pandemie legt den kompletten Sport der Stadt lahm. An Alltag ist nicht zu denken – an die Zeit nach der Viruskatastrophe hingegen schon. SSB-Präsidentin Rita Girschikofsky fürchtet um die Vielfalt in Hannover.
Es seien besorgniserregende Zeiten, sagt die 73-Jährige. Sie selbst war bis kurz vor der Ausgangsbeschränkung noch auf Kreuzfahrt, ehe sie mit dem letzten Flieger aus Spanien nach Hannover kam und sich seitdem an das Kontaktverbot hält. Gegen den alltäglichen Lagerkoller helfen Girschikofsky kurze Spaziergänge. Das macht den Kopf frei und hilft, die Gedanken an die Zukunft zu ordnen. „Niemand weiß doch aktuell, wie es weitergeht. Zahlen alle Mitglieder weiter Beiträge, auch wenn sie keinen Sport treiben dürfen? Wie sieht es mit den Vereinen aus, die etwa Fitnesscenter haben?“ Zentrale Fragen, für deren Beantwortung die SSB-Präsidentin die Stadt in die Pflicht nimmt. „Ich glaube nicht, dass nach dem 18. April wieder regelmäßig Sport in den Vereinen getrieben werden kann. Aber was machen wir dann? Die Stadt muss dabei helfen.“
Der Stadtsportbund steht ebenfalls vor neuen Zeiten. Mit Benjamin Chatton, dem Ex-Recken-Manager und Hannover-Concerts-Gesellschafter, hat der Sportlobbyist ein starkes Netzwerk bekommen. Als Vizepräsident übernimmt Chatton den Bereich vom überraschend verstorbenen Rolf Jägersberg. Ende 2020 wird Girschikofsky offiziell den Posten räumen. Ein Nachfolger? Bislang noch unklar. Zumindest die Personalie Chatton hat der SSB unkompliziert gelöst, per Telefonschalte.
„Nach den Osterferien werden sicher viele Vereine mit vielen Fragen kommen. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, sagt Girschikofsky. Vorerst ruft sie selbst den Vereinen zu, in diesen schwierigen Zeiten Solidarität zu zeigen. Viele Klubs seien sehr kreativ in der Unterstützung, sei es mit Trainingsvideos oder Nachbarschaftshilfe. „Alle Vereine sind aufgerufen, die Risikogruppen zu schützen“, sagt sie. Der Sport erlebe eine ganz schwierige Zeit. „Und dadurch geht es nur zusammen.“
Foto: Tim Schaarschmidt