Quelle: Neue Presse 22. Januar 2018
Wandtke greift sich den Titel
Gold geplant, Gold abgehakt: Hannovers Judo-Ass Igor Wandtke nahm seinen vierten deutschen Titel in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm routiniert zur Kenntnis.
Stuttgart. „Klar freut man sich, wenn man seine Pflicht erfüllt hat“, sagte der Titelverteidiger, der fünf Kämpfe auf dem Weg zur Meisterschaft absolvierte. Nur einmal wurde es eng, im Halbfinale gegen Schamil Dzavbatyrov musste Wandtke in die Verlängerung. Den Rest erledigte der 27-Jährige meist im Handumdrehen. Im Finale machte der Rio-Starter gegen David Krämer kurzen Prozess und gewann mit Nippon nach gerade mal 1:33 Minuten mit 10:0.
Gut für Wandtke: Sein einzig ernsthafter Konkurrent Anthony Zingg musste kurzfristig verletzt passen. „Ich bin zufrieden, ein guter Saisonstart“, sagte Wandtke, „jetzt kann es losgehen.“ Die DM war für ihn nur Aufwärmübung für die Grand Slams in Paris und Düsseldorf im Februar. Gold holte auch Giovanna Scoccimaro. Die Hannoveranerin, die noch für den MTV Vorsfelde startet, war in der Klasse bis 70 Kilogramm nicht zu bezwingen. „Das waren alles vorzeitige Siege. Schon sehr, sehr beeindruckend“, urteilte Detlef Knorrek, Coach beim JT Hannover.
Doch zweimal Gold und viermal Bronze reichten ihm als Ausbeute der Athleten aus Hannovers Trainingszentrum nicht. „Zufrieden bin ich nicht wirklich. Wir haben doch einiges verschenkt“, sagte er. Bronze von Vivian Herrmann (Garbsener SC/bis 63 kg) „hätte gern auch Silber sein können. Da waren im verlorenen Halbfinale technisch-taktische Fehler dabei“, meinte Knorrek. Herrmann sah es genauso. „Zufrieden bin ich wirklich nicht. Das Finale hätte es sein sollen“, sagte die Garbsenerin.
Bei Tim Gramkow (TKJ Sarstedt/bis 81 kg) schob Knorrek es im ersten Jahr bei den Männern auf die fehlende Routine. „Im Halbfinale führte er schon souverän. Da hat die Konzentration nachgelassen, und er hat noch verloren“, klagte Knorrek. Bronze gab es dennoch für Gramkow.
Bei den schweren Männern über 100 Kilo war der Coach nur mit Benjamin Bouizgarne und dessen Bronze glücklich: „Tolle Kämpfe. Nur im Halbfinale gegen Sven Heinle aus Fellbach hatte er wirklich keine Chance.“ Doch schon die zweite Bronzemedaille in dieser Gewichtsklasse, die an Andre Breitbarth (Hannoveraner in Diensten von SF Europa Braunschweig) ging, ärgerte ihn: „Da war auch der Titel möglich. Aber sein Halbfinale gegen den späteren Meister Johannes Frey war nicht so souverän.“
Auch Pauline Starke (JTH/bis 57 kg) hatte sich mehr als Rang fünf vorgestellt. „Wenn man zwei Kämpfe hat, wo man eine Medaille sichern kann, und beide verliert, ist das schon sehr ärgerlich“, sagte Starke. Im Halbfinale musste sie sich der Münchnerin Amelie Stoll, die hinter ihrer Zwillingsschwester Theresa Vizemeisterin wurde, noch klar geschlagen geben.
Doch als es danach gegen die Leipzigerin Pauline Wulff um Bronze ging, platzte der Traum von Edelmetall. Lange führte Starke, musste den Ausgleich hinnehmen und konnte wenige Sekunden vor dem Ende einen Wurf ansetzen. Eine Wertung, die sie zur Siegerin gemacht hätte. Doch die Kampfrichter nahmen diese Wertung wieder zurück. Es ging in die Verlängerung, und nach einer gefühlten Ewigkeit verlor Starke durch Golden Score. „Ich brauche ein paar Tage, um das zu verarbeiten. Ich werde mich beim Studium ablenken. Da gibt es auch noch viel zu tun“, so Starke.
Sebastian Hofäcker (JTH/bis 66 kg) und Toni Grohn (JTH/bis 90 kg) kamen jeweils auf Rang sieben – auch weniger als erträumt.
Von Simon Lange und Matthias Abromeit