Über 60 Jahre Freiwilligendienste in Deutschland – dieses besondere Jubiläum stand im Mittelpunkt des Parlamentarischen Fachgesprächs „Freiwilligendienste als Rückgrat der Zivilgesellschaft – seit 60 Jahren und mehr“, zu dem der LandesSportBund Niedersachsen e.V. (LSB) und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Niedersachsen (LAG FW) gemeinsam am 17. November 2025 eingeladen hatten. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Praxis kamen im traditionsreichen Turn-Klubb zu Hannover zusammen, um die Bedeutung der Freiwilligendienste zu würdigen und über deren Zukunft zu diskutieren.
Ministerpräsident Olaf Lies betonte in seinem Grußwort die unverzichtbare Rolle freiwilligen Engagements für das gesellschaftliche Zusammenleben: „Ein Freiwilligendienst ist nur möglich, weil es Verbände und Vereine gibt, die ihn anbieten. Ihnen gilt mein größter Dank. Aber wir können nicht 60 Jahre Freiwilligendienst feiern und sagen, dass er so gut ist, wie er ist. Wir feiern heute zusammen, um ihn besser zu machen. Dafür brauchen wir aber genug Angebote, um engagierte junge Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft zu erreichen – nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es dürfen. Und zwar von der Hauptschule bis zum Gymnasium.“
Kerstin Tack, Vorsitzende der LAG Freie Wohlfahrtspflege Niedersachsen, erinnerte in ihrer Ansprache daran, dass Freiwilligendienste weit mehr sind als nur ein gesellschaftliches Angebot: „Freiwilligendienste sind – und das sage ich mit Überzeugung – ein Motor für Demokratie und Teilhabe. Sie fördern Zusammenhalt, stärken gesellschaftliches Miteinander und schaffen Perspektiven.“ Tack sprach sich im Rahmen ihrer Rede deutlich für bessere Rahmenbedingungen und eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Freiwilligendienste aus. Sie forderte unter anderem einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst, ein Freiwilligengeld auf BAföG-Niveau sowie eine verstärkte Informations- und Beratungsoffensive, um mehr junge Menschen zu erreichen.
Auch der stellv. Vorstandsvorsitzende des LandesSportBund Niedersachsen, Marco Lutz, unterstrich die besondere Bedeutung der Freiwilligendienste für den organisierten Sport und das Ehrenamt. „Gemeinsam mit der LAG FW unterstreichen wir die gesellschaftliche Bedeutung von Freiwilligendiensten, deren Wert für unser Zusammenleben nicht hoch genug angesetzt werden kann. Insbesondere in Zeiten, in denen die Demokratie mit klarer Ansage bedroht wird, brauchen wir eine starke Zivilgesellschaft.“
Mit Blick auf die aktuelle Diskussion und die Wiedereinführung einer Wehrpflicht machten beide Verbände deutlich, dass ein Pflichtjahr deutlich teurer und bürokratischer als die Einführung eines echten Rechts auf Freiwilligendienste wäre. Für den Fall, dass die Politik dennoch ein solches Pflichtjahr anvisiere, müsse die Expertise der Träger der Freiwilligendienste zwingend einbezogen werden, damit die Fehler des früheren Zivildienstes nicht wiederholt würden.
Das Fachgespräch bot nicht nur Raum für politische Diskussion, sondern auch für persönliche Begegnungen und Erfahrungsaustausch zwischen Freiwilligen, Trägerorganisationen und politischen Entscheidungsträgern