News-Meldung

des LandesSportBundes Niedersachsen

Dr. Sven Güldenpfennig, Foto: Oliver Knoblich

- Sport ein Kultur- und Sozialgut

Verteidigung der Systemrelevanz von Sport und Kultur

Das Sportverständnis des LandesSportBundes (LSB) Niedersachsen, sein sportpolitisches Handeln und der „Ertrag“ seines Engagements seit 1996 standen im Mittelpunkt der Festrede von Dr. Sven Güldenpfennig beim 47. Landessporttag. Dem scheidenden LSB-Präsidenten Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach bescheinigte er, mit dem LSB-Vorstandsvorsitzenden Reinhard Rawe in den „Goldenen Jahren des niedersächsischen Sports“ ein beachtenswertes Lehrstück alltäglicher, umsichtiger und sachlich abgewogener Sportpolitik geliefert zu haben.

Sport: Kultur- und Sozialgut

Ein genaues Verständnis von „Sport“ ist notwendig, um sportpolitische Ziele bei entscheidungsbefugten Institutionen des Staates und der Wirtschaft durchsetzen zu können. Für den Sportwissenschaftler ist „Sport“ ein Kultur- und Sozialgut: Als Kulturgut gilt ihm das um seiner selbst willen geschaffene ‚Sportwerk‘ Einzelner im Leistungs- und Spitzensport. Daneben gebe es das Sporttreiben, das einer Vielzahl von instrumentellen Erwartungen an außersportliche Ziele wie Gesundheit, Fitness, Geselligkeit unterliege. Dr. Güldenpfennig: „Dieser Sport verkörpert mit seinen Sinngebungen, seinen Erscheinungsbildern und seinen Konsequenzen für die Lebensführung eher ein Sozialgut, das sozialhygienischen, gemeinschaftsbildenden, pädagogischen oder weiteren außersportlich-instrumentellen Zielen dient. Diese beiden grundsätzlich unterschiedlichen Zielrichtungen erfordern gänzlich unterschiedliche organisatorische Arrangements, finanzielle Ausstattungen und politische Entscheidungen. Sie können folglich auch nicht mit nur einer in sich undifferenzierten Sportpolitik bearbeitet werden.“

Vereine verbinden

Es sei eine erfolgreiche deutsche Tradition, dass diese beiden Zweige des Sports mit den Vereinen und den dahinter operierenden Verbänden unter einem gemeinsamen organisatorischen Dach betrieben und gelebt würden. „Das schafft Chancen für Austausch, Übergänge und Synergieeffekte, mit denen auch ein Ausgleich zwischen ihren widerstreitenden Tendenzen erleichtert wird.“ Diese institutionelle Form der Selbstorganisation der multiplen Sportinteressen gewährleiste zudem eine „unbezahlbare“ Entlastung der öffentlichen Hände bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl. Sie begründe zusätzlich zu der überall erbrachten Eigenleistung einen legitimen Anspruch auf öffentliche Förderung. „Insofern bedeutet es weitaus mehr als bloßen Verbandsegoismus, wenn Verbände unmissverständlich für das Primat, für die Erhaltung und nachhaltige Förderung dieses institutionellen Modells im deutschen Sportsystem eintreten.“

Sportpolitisches Handeln

Sportpolitisches Handeln muss strategisch diesen Kontext beachten und bei der Formulierung von Forderungen sowohl allgemeingesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch die beiden Zweige des Sports beachten. „Beide Blickrichtungen legitimieren eine Linie von Sportpolitik, die bestimmt ist von zwei Merkmalen: Augenmaß, ja Bescheidenheit in den auf die Bedarfe des Sports selbst beschränkten Zielen; Mäßigung und Begrenzung der dabei eingesetzten politischen Mittel, die sich auf die durch staatliche Verfassung und Satzung vorgegebenen Wege beschränken“, sagte Dr. Güldenpfennig und bilanzierte für den LSB: „Solche durch Beharrlichkeit und Glaubwürdigkeit erkämpften Erfolge kann Ihr LSB stets in aller gebotenen Demut und doch auch einem gewissen unterschwelligen Stolz ja durchaus verzeichnen.“

Politik für den Sport

Mit Blick auch auf die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und die Fußball-WM in Katar gab Dr. Güldenpfennig den Führungskräften der Sportorganisation mit auf den Weg: „Eine wohlbegründete sportpolitische Haltung muss primär die Erhaltung und Förderung der Handlungsmöglichkeiten des Kultur- und Sozialgutes Sport im Blick behalten. Nur so kann es seinen Beitrag zu einer besseren und gerechteren Welt leisten, wie es die Olympische Charta kodifiziert.“ An Dr. Umbach gerichtet formulierte er: „Angesichts der aktuellen Weltlage ist es leider nicht auszuschließen, dass Ihr langjähriges Wirken gemeinsam mit Reinhard Rawe zwar als die Goldenen Jahre des niedersächsischen Sports in die Geschichte dieses Landes eingehen wird. Aber an die Wand geschrieben stehen als Folge von Krieg, ökonomischem Stress und hinter allem die Klima- und Umweltkrise dunkle Zeichen, die dem Sport wie allen anderen Feldern der Kultur nichts Gutes verheißen.“ Seinen Nachfolgenden wünsche er weiterhin Kraft, Phantasie, Prinzipienfestigkeit und nicht zuletzt Partner, um das Schiff des niedersächsischen Sports erfolgreich durch die Herausforderungen der sich am Horizont aufbauenden schweren See steuern zu können.