News-Meldung

des LandesSportBundes Niedersachsen

Sie diskutierten die Notwendigkeit des Neustartes auf Bundesebene aber auch die geplante Olympiabewerbung für Deutschland: Michael Scharf (LSB Nordrhein-Westfalen, Leistungssportdirektor), Philipp Wedelich (Nds. Ministerium für Inneres und Sport, Referatsleiter), Dr. Boris Ullrich (LSB Niedersachsen, Abteilungsleiter Leistungssport), Reinhard Rawe (Vorstandsvorsitzender LandesSportBund Niedersachsen), Lars Conrad (ehemal. Olympiateilnehmer, Schwimmer), Prof. Dr. Jörg Fischer (FH Erfurt, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften). Daniel Fangmann(LSB Bremen, Koordinator für Breiten-, Gesundheits-und Leistungssport) Foto LSB

- Weiterentwicklung des Leistungssports durch bessere regionale Vernetzung

Der Leistungssport steht 2023 nach 2016 erneut vor einem „Neustart“ in der Leistungssportsteuerung und -förderung auf Bundesebene. Der LandesSportBund (LSB) Niedersachsen hat mit seiner ersten gemeinsamen Leistungssportkonferenz mit dem LSB Bremen „Vernetzung – eine Chance für eine Weiterentwicklung des Leistungssports“ wichtige Impulse für die laufenden Diskussionen in den Arbeitsgruppen geliefert.

Neustart auf Bundesebene - Hintergrund

Das Bundesinnenministerium und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) haben 2022 neue Leitlinien für eine moderne und transparente Förderung des Spitzen- und Leistungssports veröffentlicht. Geplant ist eine Kombination eines Gesetzes zur Leistungssportförderung mit der Einrichtung einer unabhängigen Leistungssportagentur. Aktuell tagen vier Arbeitsgruppen zu den Themen „Athlet*innen/Leistungssportpersonal, Stützpunktsystem, Nachwuchs und Steuerung. Bereits im Jahr 2016 hatten das BMI und der DOSB mit dem „Reformkonzept zur Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung in Deutschland“ eine erste Strukturreform eingeleitet. Die bisherigen Schritte hatten aus ihrer Sicht jedoch nicht dazu geführt, dass der Abwärtstrend bei der deutschen Medaillenbilanz gestoppt werden konnte oder sich Rahmenbedingungen für Athletinnen und Athleten ausreichend verbessert haben.

Regionalisierung – Leistungssport von der Basis aus gedacht

Für Michael Scharf, Leistungssportdirektor des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, ist klar, dass eine wirkliche Weiterentwicklung des Leistungssports nur von der Basis her gedacht werden und deshalb die regionalen Strukturen gestärkt und weiterentwickelt werden müssen. „Bundes- und Landesstützpunkte müssen eine neue und andere Rolle übernehmen, um in einem Radius von bis zu 30 bis 50 Kilometer in die jeweiligeRegion zu wirken“, sagte er bei der hybriden Veranstaltung mit fast 100 Beteiligten aus beiden Bundesländern. Zielstellungen seien für ihn:

  • mehr Vereine, die die Sportart im Umfeld des Stützpunkts ausüben im Sinne von Netzwerkbildung und Qualitätsmanagement
  • mehr Kinder, die die Sportart ausüben ohne zu früh die Selektion zwischen
  • Breiten- und Leistungssport vorzunehmen
  • die Rückkehr zu regionalen Wettkämpfen (wie Stadt- und Kreismeisterschaften  oder auch Schulstadtmeisterschaften)
  • Regelmäßiges, gemeinsames Training am Stützpunkt,
    • um die Trainer*innen der Vereine durch gut ausgebildeten Trainer am Stützpunkt auszubilden und zu schulen (Traineraus- & Fortbildung durch Hospitationen)
    • um den Kindern in großen Gruppen Spaß am Training zu vermitteln sowie die Besten miteinander trainieren zu lassen
    • um infrastrukturelle Möglichkeiten (Anlagen, Geräte, Material) zu nutzen
    • Aus- und Fortbildung für Vereinsverantwortliche und Funktionäre

Scharf hofft, so wieder ein lebendiges Vereinsnetzwerk am Bundes- und Landesstützpunkt zu entwickeln. Voraussetzungen für den Erfolg seiner Überlegungen seien u.a. ,

  • dass die Kinder und Jugendlichen in ihren Ursprungs- vereinen bleiben können.
  • die Vereine über „Neutrale Instanzen“ wie den LandesSportBund Niedersachsen oder auch Sportbünden angesprochen würden und dass
  • Stützpunktleiter der Landesstützpunkte und Vereinsverantwortliche unter Moderation des LSB zusammengebracht würden.  

Ein Schlüssel dafür ist Netzwerkarbeit.

Netzwerkarbeit und out of the box-Denken

Prof. Dr. Jörg Fischer von der FH Erfurt plädierte in seinem Beitrag „Von der Zusammenarbeit zur Vernetzung-Weiterentwicklung des Leistungssports aus Netzwerkperspektive" für „out of the box-Denken“ Netzwerkbeteiligten gehe es oft primär darum, sichtbare Ergebnisse zu produzieren. Ihr Wirkungsverständnis sei stark Output orientiert. Auch werde beim Thema Wirkung zu sehr auf den Aufbau der Zusammenarbeit geschaut und zu wenig auf die Abläufe und die tatsächliche Beteiligung der Menschen. „Die Akteure vor Ort müssen auch erfahren, dass ihre neuen Ansätze umgesetzt werden.“  Zwar seien Netzwerke mittlerweile auch im Sport ein etabliertes Format der Zusammenarbeit. „Die Frage, was „gute Netzwerkarbeit“ im Sinne einer wirkungsvollen Zusammenarbeit für die Zielgruppen ausmacht, ist aber noch nicht beantwortet.“

Die Beteiligten diskutierten die Thesen in Arbeitsgruppen – u.a. zu den Themen „ Wie baue ich Netzwerke auf?“ und „Menstruationszyklus-orientiertes Training im Leistungssport“ mit Prof. Dr. Kirsten Legerlotz (Humboldt-Uni, Berlin).

Kontakt