Gesellschaft und Entwicklung

Die Analyse regionaler Sozio-demografischer Faktoren ist ein wesentlicher Baustein in der Sport- und Vereinsentwicklung.

Gesellschaft und Entwicklung

Der LandesSportBund Niedersachsen sieht seine wichtigste Aufgabe darin, durch Sport einen wesentlichen Beitrag zum Wohlergehen der Menschen im Land zu leisten. Dies entspricht seinem Leitbild „Mittendrin in unserer Gesellschaft“. Mit seinen Sportbünden, den Landesfachverbänden und Vereinen ist er bemüht, sportliche Angebote zu schaffen, die von der gesamten Bevölkerung, ungeachtet ihrer sozialen Herkunft und körperlichen Voraussetzungen, angenommen werden können.

Der organisierte Sport muss sich dabei ständig auf Veränderungen in der Gesellschaft einstellen. Zu nennen sind dabei unter anderem, dass

·         die Bevölkerung – mit starken regionalen Unterschieden – abnimmt,

·         die Bevölkerung älter wird und

·         die kulturelle Vielfalt zunimmt.

Die Bevölkerung nimmt ab, aber mit starken regionalen Unterschieden.

Die Bevölkerungsprognose des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik (2017) sagt eine stetige Abnahme der Einwohner in den nächsten Jahrzehnten voraus. Der Bevölkerungsrückgang in Niedersachsen wird sich voraussichtlich mit zunehmendem Tempo vollziehen. Erwartet wird ein Rückgang von 7,82 Mio. Menschen im Jahr 2017 auf 6,27 Mio. im Jahr 2060. Zu begründen ist das mit den anhaltend niedrigen Geburtenzahlen, während gleichzeitig immer mehr Menschen sterben.

Dieser Prozess verläuft jedoch regional unterschiedlich. So müssen rund 80 Prozent der Stadt- und Landkreise in Niedersachsen bis zum Jahr 2031 mit rückläufigen Bevölkerungszahlen rechnen. Die mit Abstand ungünstigste Entwicklung wird sich mit einem prognostizierten Rückgang von über 15 Prozent bis 2031 (Vergleichsjahr 2017) in den Landkreisen Lüchow-Danneberg, Northeim, Goslar, Helmstedt und der kreisfreien Stadt Salzgitter vollziehen. Verluste zwischen 10 und 14 Prozent werden in den Landkreisen Holzminden, Wolfenbüttel, Friesland, Cuxhaven, Schaumburg, Uelzen, Gifhorn, Celle und der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven erwartet.

Demgegenüber gibt es aber auch Regionen mit noch wachsenden Einwohnerzahlen. So wird beispielsweise für die Landkreise Vechta und Cloppenburg eine Bevölkerungszunahme zwischen 8 und 12% prognostiziert (Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018).

Die Bevölkerung wird älter.

Wesentlich problematischer als die Bevölkerungszahlen insgesamt wird sich jedoch die Altersstruktur verändern. Bis 2031 wird sich die Anzahl der unter 20-Jährigen in Niedersachsen von 1,41 Mio. (Stand 2017) auf vermutlich 1,24 Mio. und damit um rund 171.000 Personen bzw. 12,1% reduzieren. Parallel ist mit einem nicht unerheblichen Anstieg der Bevölkerung im Rentenalter zu rechnen. Die Anzahl der Personen von mindestens 65 Jahren dürfte sich von 1,74 Mio. auf 2,16 Mio. bis zum Jahr 2031 und damit um 24,3% erhöhen (Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018).

Als Folge der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung ist mit einer Zunahme von chronischen, teilweise lebensstilbedingten Erkrankungen sowie von Pflegebedürftigkeit zu rechnen. Bewegungsmangel ist dabei ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor. Mit dem Ziel der Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken und der Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns wurde im Juli 2015 das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ (kurz: Präventionsgesetz) verabschiedet. Sportvereine können mit ihren qualitätsgeprüften Gesundheitssportangeboten und einer grundsätzlich gesundheitsfördernden Ausrichtung einen bedeutsamen Beitrag sowohl zur individuellen Prävention als auch zur Gesundheitsförderung in den Lebenswelten der Freizeitgestaltung und des Sports in der Kommune leisten.

Die kulturelle Vielfalt nimmt zu.

Im Jahre 2016 verfügten 19,6% der Bewohner Niedersachsens über einen Migrationshintergrund. Jüngere Altersgruppen sind dabei im Vergleich zur Bevölkerung ohne Migrationshintegrund deutlich überrepräsentiert. So beträgt der Anteil der unter 15-jährigen an der Gesamtbevölkerung mit Migrationshintergrund 22,5% (ohne: 11,2%), der Anteil der über 65-jährigen dagegen nur 9,6% (ohne: 24,2%) (Niedersächsisches Landesamt für Statistik 2016).

In den letzten Jahren stieg zudem die Zahl der geflüchteten Menschen an, die sich in Niedersachsen aufhalten und nicht in den o.g. Zahlen berücksichtigt werden. Im Jahr 2017 wurden 21.586 Asylanträge in Niedersachsen verzeichnet, überwiegend von Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan.

Unter diesen Voraussetzungen spielt die Berücksichtigung kultureller Unterschiede eine immer bedeutendere Rolle, wenn es um die Attraktivität von Sport im Verein geht.

Die Entwicklung eines Vereins ist wesentlich von seinen finanziellen Rahmenbedingungen abhängig.

Laut den Zahlen des Sportentwicklungsbericht 2015/2016 (Breuer 2017) machen die Mitgliedsbeiträge den größten Teil der Einnahmen aus. Stellt man diese in den Zusammenhang mit der Bevölkerungs- und Vereinsmitgliederentwicklung ist ohne Erhöhung der Beiträge langfristig mit niedrigeren Einnahmen zu rechnen. Die Ergebnisse des Sportentwicklungsberichts zeigen, dass die Sportvereine hier offensichtlich schon gegensteuern. Im Vergleich zur Erhebungswelle 2013/14 sind die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge signifikant angestiegen. Bei leicht rückläufigen Mitgliederzahlen müssen also die Mitgliedbeiträge – zumindest bei einem Teil der Sportvereine – angehoben worden sein.

Armut trifft Alleinerziehende und kinderreiche Familien, mehr in der Stadt als auf dem Land.

In Niedersachsen lebten 2016 nach Angaben des Landesamts für Statistik Niedersachsen (2017) 16,0% der Einwohner in relativer Armut. Festzustellen ist, dass die höchsten Armutsquoten bei Alleinerziehenden (44,9%) und Familien mit mindestens drei Kindern (27,6%) vorliegen. Ende 2014 waren rund ein Fünftel der Sozialhilfeempfänger (Leistungen nach dem 5. bis 9. Kapitel SGB XII) noch im Kindes- und Jugendalter (LSN 2016).

Mit Blick auf SGB II-Bedarfsgemeinschaften lebten im Juni 2015 insgesamt 148 743 regelleistungsberechtigte Kinder unter 15 Jahren in Niedersachsen. Das waren 14,2 % aller Kinder in dieser Altersgruppe (Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung 2017). Die Armut ist damit nicht mehr alt, sondern sehr jung. Auffällig ist die regionale Spannweite: in den Städten und Großstädten leben mehr jugendliche Sozialhilfeempfänger als in den Umlandgemeinden und auf dem Land.

Alle diese Prozesse stellen die Sportakteure vor besondere Herausforderungen in der Sportentwicklung vor Ort. Um die Sportvereine bei der Bewältigung dieser Veränderungen zu unterstützen, bietet der LSB verschiedene Maßnahmen an, von der der Beratung bis zur finanziellen Förderung von Projekten .

Literatur

Breuer, C. (Hrsg.)(2017). Sportentwicklungsbericht 2015/2016.

Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Hellenthal: Sportverlag Strauß.

 

Landesamt für Statistik Niedersachsen (2016).

Sozialhilfe 2014 - KI1-j/2014. Hannover.

 

Landesamt für Statistik Niedersachsen (Hrsg.)(2017).

Statistisches Taschenbuch Niedersachsen 2017. Hannover.

 

Landesamt für Statistik Niedersachsen (2018).

 

Online-Datenbank, Tabelle K1010013. Zugriff am 21.06.2018 unter http://www1.nls.niedersachsen.de/statistik/.

 

 

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.)(2016).

Migration und Teilhabe in Niedersachsen. Integrationsmonitoring 2016. Hannover.

 

 

Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.)(2017). 

Handlungsorientierte Sozialberichterstattung Niedersachsen. Statistikteil Bericht 2017. Hannover.

Lange, Christa
Abteilungsleiterin Sportentwicklung
Telefon: 0511 1268-158

Fuhrmann, Holger
Referent für Sportentwicklung
Telefon: 0511 1268-155